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Pressemitteilung der Falken Göttingen zu den geplanten Kinder- und Jugendangebote in der Stockleffmühle

Kinder- und Jugendangebot in der Stockleffmühle – aber nicht in der ehemaligen JVA?

11.09.2025 – Der Göttinger Ortsverband der SJD – Die Falken kritisiert die intransparente und widersprüchliche Kommunikation der Stadtverwaltung und Politik über die geplanten Kinder- und Jugendangebote in der Stockleffmühle.

Die Göttinger Stadtverwaltung präsentierte im Bauausschuss vom 21.08.2025 ihr neues Konzept für Kinder- und Jugendangebote in der alten Stockleffmühle. Auch auf Social Media wurde das gemeinsame Projekt mit der Städtischen Wohnungsbau GmbH (SWB) und der Beschäftigungsförderung Göttingen (BFGoe) beworben. Demnach soll das Gebäude mit Mitteln der Städtebauförderung saniert werden. Die geplanten und noch nicht weiter konkretisierten Kinder- und Jugendangebote sollen in Kooperation mit der Jugendhilfe Göttingen e.V. umgesetzt werden.

Nun kritisiert der unabhängige Kinder- und Jugendverband SJD – Die Falken das Vorgehen der Stadt. Zwar sei es eine gute Entwicklung, dass die Stadt den Bedarf von Angeboten für junge Menschen in der nördlichen Innenstadt endlich anerkennt, doch wäre es wichtig gewesen die vor Ort aktiven ehrenamtlichen Strukturen in den Prozess mit einzubeziehen. Die Falken haben ihre Räumlichkeiten in direkter Nachbarschaft zur Stockleffmühle und organisieren dort bereits seit vielen Jahren wöchentliche Gruppenstunden, Bildungsveranstaltungen und als Teil der Initiative für ein Soziales Zentrum auch Kinderangebote bei Straßenfesten und anderen Veranstaltungen.

„Wir sind enttäuscht und frustriert, dass die Stadt es offenbar nicht für nötig hält die freien Träger der Jugendarbeit über so weitreichende Pläne, wie die zur Stockleffmühle zu informieren oder gar mit einzubeziehen.“ betont Patricia Morris von den Göttinger Falken.

Insbesondere in Anbetracht der seit mehreren Jahren vorgebrachten Pläne für ein Kinder- und Jugendzentrum im Rahmen eines Sozialen Zentrums in der ehemaligen JVA, hätte die Stadt diesbezüglich Kontakt zu den Falken und anderen freien Trägern der Kinder- und Jugendarbeit aufnehmen müssen.

Den Falken und der Initiative für ein Soziales Zentrum wurde von Seiten der Stadt immer wieder erklärt eine Städtebauförderung in vergleichbarer Höhe und insbesondere die Ausweitung der Förderung von Kinder- und Jugendarbeit im Viertel sei nicht möglich, und ohnehin gäbe es keinen Bedarf. Von dieser Argumentation hat die Stadt sich nun offensichtlich verabschiedet. Nach einer gemeinsamen Lösung mit den Ehrenamtlichen Vorort wurde allerdings nicht gesucht.

„Während Oberbürgermeisterin Petra Broistedt immer wieder die Wichtigkeit ehrenamtlichen Engagements betont, wird auch in Bezug auf die Stockleffmühle wieder einmal über unsere Köpfe hinweg entschieden, wofür die städtischen Gelder ausgegeben werden“ kritisiert Morris.  

Erst im Dezember 2024 haben Helfer*innen der Falken für Ihre Arbeit den Göttinger Engagementpreis verliehen bekommen. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt formulierte zur Preisverleihung: „Freiwilliges Engagement ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“

Die SJD – Die Falken sind einer der größten ehrenamtlich getragenen Kinder- und Jugendverbände Göttingens. Als Teil einer bundesweiten Organisation gibt es zahlreiche Erfahrungen in Organisation und Betrieb von Kinder- und Jugendeinrichtungen. Die SJD – Die Falken organisieren Bildungsveranstaltungen und Seminar mit vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In den regelmäßigen Gruppenangeboten kommen insgesamt über 70 Kinder und Jugendliche zusammen. Die Planung und Durchführung der wöchentlichen Gruppenstunden, Bildungsveranstaltungen, Ausflüge, Zeltlager und weiterer Aktivitäten werden von über 30 ehrenamtlichen Helfer*innen getragen. Die Nachfrage nach ihren Angeboten sei hoch, doch ließen die zu kleinen Räumlichkeiten keine größeren oder weiteren Gruppenangebote zu, erklärt Patricia Morris weiter. Unter anderem, deswegen setzen sich die Falken seit Jahren für ein Soziales Zentrum mit einem Kinder- und Jugendclub ein, wo das bisherige Angebot vielfältig erweitert werden könnte.

Wir machen wieder eine linke Jugendweihe!

Weil es so schön war, machen wir es nochmal! Von September 2025 bis Juni 2026 findet unsere zweite linke Jugendweihe statt. Wir wollen Jugendlichen, die sich nicht in den religiösen Übergangsritualen wie der Konfirmation wiederfinden, die Möglichkeit bieten, sich trotzdem mit dem sogenannten Übertritt in das Erwachsenenalter auseinander zu setzen.

Was ist die Jugendweihe?

Die Jugendweihe ist ein Initiationsritus, der im späten 19. und vor allem im frühen 20. Jahrhundert in den Hochburgen der Arbeiter:innenbewegung sehr beliebt war. Es ging darum, den Übergang zwischen zwei Lebensphasen (von der Kindheit in die Erwachsenenwelt) ritualisiert zu begehen. Das Konzept ist an den Konfirmationen im christlichen Protestantismus orientiert. In der ehemaligen DDR ist die Jugendweihe dann staatlicherseits als zentrales Ritual bekannt geworden. Dabei ging es dann allerdings nicht (nur) um eine Bindung an die Arbeiter:innenbewegung, sondern auch um eine Bindung an den autoritären Staat.

Auch heute gibt es Jugendweihen (nicht nur in Ostdeutschland), allerdings für gewöhnlich ohne kulturelle Bindung an die Arbeiter:innenbewegung.

Gegen den aktuellen Trend und in Abgrenzung zu den Vereinnahmungen in der DDR wollen wir an die Tradition der Jugendweihe anknüpfen und ihr einen neuen, den linken politischen Realitäten im 21. Jahrhundert angemessenen Ausdruck geben.

Was sich seit dem historischen Kontext der Entstehung verändert hat:

Für das Übergangsritual der Jugendweihe haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in mehrerer Hinsicht verändert. Das muss eine solche Praxis im 21. Jahrhundert reflektieren. Neu ist dabei

… dass sich die „Jugend“ zunehmend als eigenständige Lebensphase zwischen die Kindheit und das Erwachsenenalter geschoben hat. Viele, die eine Jugendweihe machen, beginnen nicht direkt im Anschluss (mit etwa 15 Jahren) mit einer Berufsausbildung (auch wenn das rechtlich möglich sein mag und sicherlich auch vorkommt). Sie verbringen vielmehr noch eine ganze Zeit in diversen Schulen.

… dass es keinen selbstverständlichen Bezug mehr auf die Gruppe gibt, in die die Kids aus der Familie übergeben werden sollen. Für den Protestantismus war der Weg von der Familie in die Gemeinde zentral. Für die Arbeiter:innenbewegung war es der Weg von der Familie in die Partei/Bewegung (was damals im wesentlichen identisch war). Diese Selbstverständlichkeit ist jedoch heute mit der ausdifferenzierten, pluralen Bewegungslandschaft nicht mehr gegeben.

… dass es ohnehin keinen selbstverständlichen Bezug mehr auf solidarische Gruppenprozesse gibt. 40 Jahre Neoliberalismus haben eine weitgehend atomisierte Jugend hinterlassen. Solidarische Bezüge auf Andere und die Vorstellung, die eigene Individualität nicht gegen die Gruppe, sondern gerade durch die Gruppe zu erfahren, sind weitgehend marginalisiert. Sie müssen im Rahmen der Jugendweihe erst wieder (neu) erlernt werden.

… dass die gesellschaftliche Linke weitgehend marginalisiert ist, d.h. über kaum wahrnehmbare hegemoniale Praxen und Selbstverständlichkeiten verfügt.

Was wir für eine heutige Jugendweihe für wichtig halten

Praktisch gewendet bedeutet dass, eine Jugendweihe muss

… die Gruppenprozesse zwischen den Teilnehmenden (TN) zu einem zentralen Teil des Prozesses machen.

… die Jugendlichen in die Lage versetzen, sich kritisch zu den bestehenden Angeboten in der Linken zu verhalten.

… gleichzeitig die Jugendlichen in die Lage versetzen, die Gemeinsamkeiten linker Praxen und Weltverständnisse zu erkennen.

… das Verhältnis von individueller Autonomie, linker Bewegung und Jugendweihegruppe kritisch-solidarisch austarieren.

… inhaltlich eine Mischung aus linkem Basis-Wissen und selbstgewählten Schwerpunkten bieten.

… den Zustand der Bewegung reflektieren, der nur begrenzte (personelle) Ressourcen zur Verfügung stellt.

Zentral ist hierbei das Lernen und Diskutieren in der Gruppe.

Unser Programm einer Jugendweihe soll wie folgt aussehen:

22.09.2025 Kennenlern- und Informationsabend

Als allererstes laden wir zu einem Informations- und Kennenlernabend am 22.09.2025 in den Stadtjugendring (Düstere Straße 20a) um 18 Uhr ein. Hier können alle Jugendlichen und Eltern von Interessierten teilnehmen und wir erklären nochmal mehr zu unserem Konzept und zu unserem Programm. Spätestens nach dem Informationsabend sollte eine verbindliche Anmeldung stattfinden.

07.-09.11.2025 Kennenlernfahrt

Losgehen soll es mit einem gemeinsamen Wochenende, an dem sich die Jugendlichen kennenlernen, gemeinsam kochen und sich über das austauschen was sie beschäftigt. Hier steht neben dem Kennenlernen der Teilnehmer:innen untereinander vor allem die Selbstorganisation im Vordergrund und das Finden gemeinsamer Themen für die kommenden Tagesworkshops.

Tagesworkshops

In drei Tagesworkshops im Winter und Frühjahr 2025/2026 wollen wir uns mit von den Teilnehmer*innen selbstgesetzten Themen näher auseinandersetzen. Die Workshops sollen an folgenden Tagen stattfinden:
22.11.2025
17.01.2026
14.02.2026

Tagesexkursion zur Gedenkstätte nach Moringen
Am 9. Mai wollen wir noch eine Tagesexkursion zusammen machen. In Moringen lernen wir mehr über den Nationalsozialismus in unserer Region.

24.-28.03.2026 Abschlussfahrt

Während einer 5-tägigen Abschlussfahrt in den Osterferien können die Teilnehmer*innen nochmal gemeinsam Zeit miteinander verbringen und sich weiter mit den schon bearbeitenden Themen auseinandersetzen. Angedacht ist eine Fahrt nach Nürnberg, wo auch eine Vernetzung mit gleichaltrigen Nürnberger Falken und Tagesexkursionen in der Umgebung im Fokus stehen.

Abschlussfeier im Juni

Natürlich wird es am Ende der Jugendweihe auch eine Abschlussfeier für die Teilnehmer*innen und ihre Eltern, bzw. andere Bezugspersonen geben. Die Feier wird maßgeblich von den Eltern selbst gestaltet. Die Falken vor Ort werden bei der Umsetzung aber tatkräftig unterstützen.

Kosten:

Die Teilnahme an der Jugendweihe liegt bei 100€ pro Teilnehmer*in. Falls das für euch ein Hindernis ist, kommt gerne auf uns zu und wir finden gemeinsam eine Lösung.

Falls ihr Interesse habt oder erst nochmal mehr Fragen stellen wollt, meldet euch sehr gerne unter dieser E-Mail-Adresse: goettingen@falken-bs.de

Gerne nehmen wir auch schon Anmeldungen entgegen.

Wir freuen uns, mit euch eine gemeinsame Jugendweihe zu begehen!