Mit
Entsetzen mussten wir feststellen, dass Mustafa Keskin, Vorsitzender
der Türkisch Islamischen Gemeinde zu Göttingen e.V., auf Whats-App
und bei Facebook
antisemitische Hassbotschaften
und Verschwörungsmythen
verbreitet, gegen Kurden und
Armenier hetzt und
sich positiv auf islamistische Strömungen
wie die Muslimbruderschaft bezieht.
Die
andauernden
antisemitischen
Statements
haben
bisher keinerlei
Widerspruch
aus seiner
Göttinger Gemeinde noch vom Dachverband Ditib hervorgerufen.
Keskins
aktuelles
Whats-App-Profil zeigt ein Bild, das Donald Trump und Joe Biden als
„alte“ bzw. „neue“ Marionette des Investmentbanker und im
Bild als „Puppet Master“ bezeichneten Jacob Rothschild darstellt.
Die Familie Rothschild fungiert in antisemitischen
Verschwörungsmythen
und Weltbildern seit langer Zeit als Platzhalter für „die Juden“,
die über die Finanzmärkte die Regierungen und die Welt beherrschen
würden.
Auf
einer
seiner
Facebook-Seite finden sich seit
2013
weitere antisemitische und antiisraelische Posts und Bilder. In
einem
persönlichen
Post
werden
israelische Soldaten etwa als „jüdische Hunde“
bezeichnet,
andere Bilder und Posts suggerieren, dass Juden und Israelis gezielt
Kinder töten würden. Darüber hinaus verwendet Keskin wiederholt
Erkennungszeichen der islamistischen Muslimbruderschaft.
Auch
gegenüber Armeniern und Kurden äußert sich Keskin abfällig.
Das
Ganze vermengt sich mit einem türkisch-nationalistischen Grundtenor
und einem positiven Bezug auf ein Groß-Osmanentum.
Eine
zusätzlich bedrohliche Note bekommt das Ganze dadurch, dass Keskin
eine Zeitlang eine Beretta mit Munition als Profilbild nutzte.
Screenshots der Seiten können wir auf Anfrage gerne zur Verfügung stellen.
Die
Verbreitung antisemitischer Hassbotschaften
und
Verschwörungstheorien durch einen Gemeindevorstand in
Göttingen
kann
und darf
nicht einfach so hingenommen werden. Wir fordern von der Türkisch
Islamischen Gemeinde zu Göttingen sowie
von
Ditib
Niedersachsen, wo die Göttinger Türkisch Islamische Gemeinde
Mitglied ist,
hier nicht
nur eine
eindeutige Distanzierung
von Mustafa Keskin Positionen
und Statements.
Wir
erwarten nicht nur
eine
Positionierung gegen
Antisemitismus, sondern
auch
eine Auseinandersetzung damit, wie es sein kann, dass
Vorstandsmitglieder und Funktionäre der Ditib jahrelang
unwidersprochen Antisemitismus
verbreiten und
welche Rolle die verbandlichen Strukturen und Positionen dabei
spielen.
Darüber hinaus fordern wir eine
Strategie, wie Ditib
antisemitischen Verschwörungsideologien
in ihrem Verband entgegentreten will.
Wir
sind aber auch erstaunt darüber, dass die antisemitischen Statements
Keskins
in der Göttinger Zivilgesellschaft
niemanden aufgefallen sind bzw. auffallen wollten. Keskin
arbeitet im Auftrag seiner Gemeinde in vielen Gremien der Stadt und
in zivilgesellschaftlichen und interreligiösen Runden
und Arbeitskreisen
mit. Hier
gab er sich offen und tolerant, während
er gleichzeitig im Digitalen ganz offen antisemitische
und
rassistische
Hassbotschaften
verbreitet.
Wir
fordern deshalb auch alle,
die mit der Türkisch Islamischen Gemeinde zu Göttingen in den
verschiedensten Kontexten, etwa beim Integrationsrat der Stadt
Göttingen, im interreligiösen Dialog, o.Ä. zusammen arbeiten, auf,
sich ebenfalls an die Gemeinde und Ditib Niedersachsen zu wenden und
hier eine Klarstellung, Distanzierung und
Aufarbeitung
einzufordern und
bis dahin die weitere Zusammenarbeit einzustellen.
Zur
Zeit beraten die Jugendverbände in
Niedersachsen
einen Antrag der Ditib-Jugend auf Vollmitgliedschaft im
Landesjugendring. Im März soll auf der Vollversammlung des
Landesjugendrings darüber entschieden werden. In Vorbereitung darauf
haben wir uns intensiver mit der Ditib-Jugend und ihrem Dachverband
beschäftigt. Bei der allerersten Recherche in Göttingen haben wir
dann relativ
schnell die
antisemitischen
Posts und Statements des Vorstands der hiesigen Ditib-Gemeinde
gefunden.
Beim
ersten
genauerem Hinschauen mussten wir also
feststellen, dass Funktionäre der Ditib antisemitische und
rechte
Positionen teilen und verbreiten und das ganz offen auf ihren
Profilen bei Whats-App und
Facebook. Widerspruch
aus dem eigenen Verband haben sie nicht erfahren. Deshalb
wäre unsere Einschätzung, dass Antisemitismus und andere rechte
Postiionen in der Ditib salonfähig sind und
nicht weiter auffallen. Das bestätigt auch eine erste Recherche im
Online-Netzwerk der Moscheegemeinden, in dem immer wieder Bezüge zur
Ülkücü-Bewegung, der MHP, den grauen Wölfen etwa
durch Wolfskopfbilder oder drei Halbmonde
einhergehen mit einem stark nationalistisch-türkisch geprägten
politischem
Islam, wie er von der AKP vertreten wird. Beide
Bewegungen und Ideologien scheinen sich gut zu ergänzen und ein
entsprechendes duldendes Milieu in den Ditib-Gemeinden zu finden.
Und
auch auf den Profilen von Vorstandsmitgliedern der Ditib.Jugend haben
wir Symbole der Grauen Wölfe, antiisraelische Posts und Kontakte zur
Millî
Görüş gefunden.
Dies scheint unseren Eindruck zu bestärken, dass wir es mit der
Ditib mit einem Milieu zu tun haben, in dem rechte und antisemitische
Positionen „ganz normal“ sind. Wir
werden deshalb unserem Landesverband nahelegen, sich gegen die
Aufnahme der Ditib-Jugend auszusprechen und auch andere Verbände
darüber zu informieren.